Alle Potenziale nutzen: Shared Governance und Shared Leadership
Die Erkenntnis ist nicht neu, jeder Fussballfan weiss, dass gute Einzelspieler kein Garant für einen Sieg sind, sondern Erfolge auf einer excellenten Teamleistung beruhen. Entsprechend reicht es nicht, das individuelle Potential der Spieler zu fördern, sondern es muss im Zusammenspiel richtig zur Geltung gebracht werden. Auf dieser Erkenntnis beruht der Ansatz von Shared Governance, der bereits in den 80er-Jahren in den USA entwickelt wurde.
Um den Herausforderungen im Gesundheitswesen gerecht zu werden, braucht es Teams, die konstruktiv zusammenarbeiten sowie Führungspersonen, welche die Zusammenarbeit unterstützen, fördern und selbst vorleben. Dabei sind hierarchische Führungsstile, bei denen Planung und Kontrolle im Mittelpunkt stehen, wenig geeignet. Mehr Erfolg versprechen geteilte Verantwortung, dezentrale Entscheidungsfindung, Informationsfluss und Förderung von Unterstützungsstrukturen. Das Konzept von Shared Leadership ermöglicht den Aufbau einer Kultur des Vertrauens und des lebenslangen Lernens. (1)
Doch wie praxistauglich sind die Konzepte Shared Governance und Shared Leadership? Cornelius-Monroe Huber, Chief Nursing Officer und Mitglied der Geschäftsleitung im Kantonsspital Baselland hat sich gemeinsam mit seinem Team aufgemacht, Antworten auf diese Frage zu finden.
Im Kantonsspital Baselland wird bewusst versucht den Top-down Ansatz zu minimieren und gleichzeitig die Inklusion und die Entscheidungsfindung am Ort des Geschehens zu fördern. Der/die Mitarbeiter/-in, der/die Hauptexpertise am Patientenbett mitbringt, hat so die Möglichkeit, sich an der Entwicklung der Pflege und des Unternehmens zu beteiligen.
Auf jeder Hierarchiestufe gibt es die sogenannten ShG-Teams. Auf der Ebene Team, Station besteht das Leitungsteam aus der Stationsleitung, der Fachverantwortung und den Berufsbildenden. Diese treffen sich in regelmässigen Abständen zu einem Meeting und besprechen anstehende Punkte zur Entwicklung und Optimierung des Stationsalltages. Damit ein regelmässiger Austausch zwischen allen Teams stattfinden kann, wurden Kommunikations- und Sitzungsgefässe des Unternehmensbereiches Pflege danach ausgerichtet. Ein weiteres Ziel ist es, neben der disziplinaren Entscheidungsfindung, diese auch in interdisziplinären Gremien, gerade zwischen Arzt und Pflege, kultivieren zu können. Damit haben wir eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Fokus auf ein bestmögliches Patientenerlebnis mit umfassender Expertise betrachtet wird.
Die Erfahrung zeigt, dass das Einbinden von Pflegefach und -bildung in die Entscheidungsfindung wegweisend ist für das Commitment und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden im Unternehmensbereich Pflege. Bei der Arbeit mit dem Shared Governance Konzept muss man sich bewusst machen, dass ein gemeinsames Verständnis über Aufgaben und Kompetenzen unabdingbar ist. Sind mehrere Personen in Entscheidungen involviert, benötigt es eine transparente Kommunikations- und Informationspolitik sowie das Bewusstsein über die Konsequenzen jeder getroffenen Entscheidung. Das fordert viel Selbstachtsamkeit, sowie Kritik- und Konfliktfähigkeit.
Für den Unternehmensbereich Pflege im Kantonsspital Baselland war es ein wichtiger Schritt sich für die Shared Governance Philosophie zu entscheiden. Cornelius-Monroe Huber sagt: «Wir haben schnell gemerkt, dass dies mit unseren Zielen sehr gut harmoniert und das Ergebnis klar fokussiert ist – eine exzellente, patientenzentrierte Versorgung, welche weit über den disziplinären und unternehmerischen Fokus reicht.»
(1) https://www.kalaidos-fh.ch/de-CH/News/2021/CHG-Shared-Leadership-Gesundheitswesen
(2)
https://www.medinside.ch/post/wie-wird-shared-governance-im-pflegealltag-gelebt