In Zeiten der Pandemie - New Work in der Bewährungsprobe
Erst vor kurzem haben wir über New Work, mit den zentralen Werten Selbstständigkeit, Freiheit und Teilhabe an Gemeinschaft, debattiert. Doch seit mehr als einem Jahr führen emotionale Distanz, wirtschaftliche Unsicherheit und ungewisse Zukunftsaussichten dazu, dass sich viele Menschen verunsichert und abgehängt fühlen. Was bedeutet dies für die Führung? Heike Bruch, Professorin für Betriebswirtschaftslehre und Leadership an der Universität St. Gallen, definiert die Anforderungen folgendermassen: Führungskräfte sollten jetzt mithelfen, Energien zu mobilisieren und mit ihrem Team zusammen das neue Normal entwickeln. Also kein Rückfall in alte Muster, sondern die Transformation in Richtung New Work vorantreiben. Kein einfaches Vorhaben, denn viele Mitarbeitende und Führungskräfte sind müde, teilweise auch erschöpft. Gleichzeitig brauchen jetzt alle besonders viel Kraft und Engagement, um aus der Krise herauszukommen und sich der neuen Realität zu stellen. Als Einstieg soll man die richtigen Fragen stellen, empfiehlt Heike Bruch:
Herausforderung # 1: Wo stehen wir? Und was ist New Work für uns?
Herausforderung # 2: Wo kriegen wir die Energie jetzt her?
Herausforderung # 3: Wie wollen wir in Zukunft führen?
Die Antworten auf die drei Fragen werden genutzt, um die Inhalte und Rahmenbedingungen flexibel auf die Anforderungen der Mitarbeitenden wie auch der Arbeitsumgebung anzupassen.
Eine grundsätzliche Orientierung bietet das Konzept der transformationalen Führung. Der Begriff wurde geprägt vom amerikanischen Wirtschaftspsychologen Bernard Morris Bass. Er bezog sich auf Arbeiten von James MacGregor Burns sowie auf konkrete Beobachtungen aus der Führungsarbeit von erfolgreichen Managern.
Die transformationale Führung unterstütz die Mitarbeitenden dabei in Eigeninitiative herausfordernde Ziele anzugehen. Dazu gehört die Entwicklung individueller Stärken, eines Gefühls des Zusammenhalts im Team und eine kreative und selbstbewusste Annäherung an zu lösende Probleme.
Bei der transformationalen Führung sollen Führungskräfte eine glaubhafte Vision vermitteln. Durch Inspiration, Sinngebung und – ganz wichtig – durch ihre Vorbildwirkung. Dies setzt eine offene und klare Kommunikation sowie eine stabile Vertrauensbasis voraus.
In der Praxis sind transaktionale und transformationale Führung nicht als Gegensätze zu verstehen, wie bereits Bernard Morris Bass feststellte. Vielmehr bilde transaktionale Führung die Basis für eine weitergehende transformationale Führung. Führungskräfte übernehmen immer eine Scharnierfunktion und vermitteln zwischen den individuellen und den unternehmerischen Zielen. Dies macht ihre Aufgabe so anspruchsvoll wie auch interessant.
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