Führung ist für die Mitarbeitenden da und nicht umgekehrt!
Von Manfred
Güntensperger
Sind Sie eine exzellente Führungspersönlichkeit? Wenn Sie nicht mit voller Inbrunst Ja sagen, ist das ein guter Anfang, denn Bescheidenheit ist eine grundlegende Tugend von Führungspersonen. Edgar H. Schein, einer der Mitbegründer der Organisationsentwicklung, definiert Führung in „Humble Leadership“ prägnant: “Leadership’ is wanting to do something new and better, and getting others to go along.“
Es ist offensichtlich, dass die Ideen für das Neue oder Bessere in komplexen Organisationen nicht nur von der Führungskraft stammen können. Führung heisst, sich für gute Ideen stark zu machen, unabhängig davon, von wem diese stammen. Und selbstverständlich sind die Lorbeeren auch der Erfinderin oder dem Erfinder zu überlassen. Die Mitarbeitenden werden auf diese Weise in ihrer fachlichen und persönlichen Weiterentwicklung unterstützt. Führung ist für die Mitarbeitenden da und nicht umgekehrt. Sich dies einzugestehen, bedingt Bescheidenheit.
Die Einsicht, dass man als Führungskraft nicht wissen kann, wie die Zukunft sein wird, bedingt das Gestalten einer attraktiven Zukunft gemeinsam mit den Mitarbeitenden. Damit das Zukunftsbild für alle Beteiligten attraktiv ist und in der Folge getragen und auch umgesetzt wird, ist es sinnvoll den Dialog als hierarchiefreien Raum zu etablieren und damit gemeinsames Denken in der Organisation zu ermöglichen. Führung bedeutet, die Dialogkompetenzen Zuhören, Respekt, Artikulieren und Suspendieren zu üben und im Alltag vorzuleben und dadurch für die Mitarbeitenden Vorbild zu sein.
Darstellung: N.J. Nkosi
Eine weitere wichtige Eigenschaft, die exzellente Führung auszeichnet, ist Neugier im Sinne von echtem Interesse an den Mitarbeitenden und ihren Aufgaben. Aber auch die Neugier, sich selbst gegenüber und die Bereitschaft die eigenen mentalen Modelle immer wieder zu hinterfragen, zu lernen und sich weiter zu entwickeln. Peter M. Senge, Vordenker des Konzeptes ‚Lernende Organisation’ beschreibt dies wichtigen Schritt auf dem Weg zu Personal Mastery. Senge erachtet das Streben nach Personal Mastery nicht nur als wesentliche Aufgabe für Führungspersonen, sondern für alle Mitglieder einer lernenden Organisation. Dabei geht es um den Willen aller Mitarbeitenden, proaktiv und kontinuierlich zu lernen sowie um die Fähigkeit, eine Entwicklung beharrlich zu verfolgen.
Wie wichtig diese Lernfähigkeit von Organisationen ist, zeigt beispielsweise die geplante Spitalfusion Basel-Stadt und Basel-Land. Der Begriff VUCA: Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity ist auch im Gesundheitswesen längst ein Teil unseres Arbeitsalltags. Entsprechend gilt: Die Lernfähigkeit von Organisationen bestimmt ihre Agilität und damit ihren Fortbestand auf dem Markt. Personal Mastery als persönliches Entwicklungspotential und als Element des kollektiven Lernens hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen.
Steht sie doch für Führung, die Vertrauen, Sinn und Wertschätzung glaubhaft vermitteln kann. Und dies ist die Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung der überlebenswichtig gewordenen und sich immer schneller folgenden Veränderungsprozesse.
Manfred Güntensperger
Inhaber Güntensperger Coaching
MSc Organisational Development, MSc Supervision and Coaching, Supervisor/Coach BSO, Betriebsökonom FH, ZRM-Trainer, dipl. Dialogbegleiter. Über 20 Jahre Führungser-fahrung in verschiedenen Funktionen, von 2009 bis 2018 als administrativer Direktor der Zürcher RehaZentren. Koautor des Buches ‘Excellence im Schweizer Gesundheitswesen’.
Kontakt: info@guentensperger.net; www.guentensperger.net.
Im Buch ‘Excellence im Schweizer Gesundheitswesen’ finden Sie praxiserprobte Empfehlungen zur Entwicklung von Personal Mastery, zum Dialog nach David Bohm und zur Lernfähigkeit von Organisationen. Ebenfalls aufgezeigt wird, wie mittels dem EFQM Excellence Modell Veränderungsprozesse initiiert und umgesetzt werden.
Das Buch mit sechs spannenden Praxisbeiträgen und einem Fachteil zur Arbeit mit dem EFQM Excellence Modell im Gesundheitswesen erscheint im Februar 2019 im Versus Verlag, Zürich.